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Bad Belzig

Gedenken für Belaid Baylal

Der rassistische Überfall auf Belaid Baylal bleibt über viele Jahre völlig unbeachtet in der Belziger Öffentlichkeit. Auch seinen Tod sieben Jahre später, der das unmittelbare Resultat dieses Angriffs ist, nimmt kaum jemand in der Kleinstadt zur Kenntnis.

2001 wird eine Gruppe junger Belziger Antifaschist_innen durch die Veröffentlichung der Chroniken rechter Tötungsverbrechen in der Frankfurter Rundschau und im Tagesspiegel [1] auf das Verbrechen aufmerksam und fragt beharrlich nach. Die Initiative recherchiert zu dem Fall und setzt sich gemeinsam mit anderen Unterstützer_innen für ein würdiges Gedenken an Herrn Baylal ein. Viele der Engagierten sind schockiert, dass niemand von ihnen Belaid Baylal selbst gekannt hatte, obwohl er fast zehn Jahre in Bad Belzig lebte.

Dank des Engaments der Initiative wird an seinem dritten Todestag, am 4. November 2003, ein Gedenkstein für ihn eingeweiht – mitten in der Stadt, gegenüber dem Denkmal für die Opfer des Faschismus.

Der Stein trägt die Inschrift:

 

Belaid Baylal
1958-2000
Die Toten mahnen immer noch!

 

In seiner Rede anlässlich der Einweihung sagt der Bürgermeister, dass der Stein „immer einen Ehrenplatz in der Stadt behalten“ werde. Die Journalistin Kerstin Henseke schreibt in ihrer Dokumentation zum rassistischen Überfall und zu dessen tödlichen Folgen, der Stein symbolisiere „nicht nur Gegnerschaft, sondern will Mut machen. Mut zu Akzeptanz der Aggressionen, die in jedem von uns stecken. Mut zum Streit, der in Frieden viel schwerer auszutragen ist als mit Gewalt in jeder Form. Mut zur Freundschaft und zum Loslassen der Vorurteile, mit denen wir uns selbstschützend ummauern. Mut, den Frieden zu versuchen.“ [2]

2010 wird der Gedenkstein von Rechten geschändet.

Ab 2014 veranstalten Personen aus dem „Belziger Forum e.V. gegen Rechtsextremismus und Gewalt“ regelmäßig kleine Gedenkveranstaltungen am Todestag von Belaid Baylal.

Zum 15. Todestag fordert die Initiative – neben der Neugestaltung des Gedenkorts – auch die Umbenennung des Platzes mit dem Gedenkstein nach Belaid Baylal. Um der Forderung Nachdruck zu verleihen, führen die Engagierten direkt eine symbolische Umbenennung durch. [3]

Im Aufruf vom Infocafé „Der Winkel“ zum Gedenken an Belaid Baylal am 3. November 2021 heißt es u.a.: „Vieles hat sich in den letzten Jahren verändert, einiges zum Besseren. Bad Belzig ist heute nicht mehr auf dem Weg in eine ‚nationalbefreite Zone‘. Ja, Bad Belzig ist inzwischen etwas sicherer für unsere ausländischen Mitbürger und Mitbürgerinnen. Ein Grund, sich zurückzulehnen? Nein, auf gar keinen Fall. Auch bundesweit sind Rassismus und Fremdenfeindlichkeit wieder im Ansteigen begriffen. Immer wieder kommt es auch zu gewaltsamen Übergriffen. Dem müssen wir immer und immer wieder unser Engagement und unsere gemeinsame Entschlossenheit entgegensetzen. […] Belaid und alle anderen Opfer rassistischer und/oder rechtsextremer Gewalt sind nicht vergessen. Sie leben in unserem Andenken weiter. Die Toten mahnen immer noch!“ [4]

 


[1] Frankfurter Rundschau, 05.10.2001: Kein politischer Hintergrund? Die Motive sind nicht immer eindeutig, die Ermittlungen zum Teil nicht abgeschlossen: rechtsextreme Verdachtsfälle; Tagesspiegel, 4.10.2001: Gewalt von Rechts: 97 Todesopfer.
[2] Belziger Forum e.V. (Hrgs.): Zum Beispiel Belzig: Das Leben und Sterben des Belaid Baylal. Dokumentation einer Spurensuche, S.19
[3] Artikel in der MAZ vom 3.11.2015: Bad Belzig: Belaid-Baylal-Platz soll entstehen
Petitition: Ein Belaid-Baylal-Platz in Bad Belzig
[4] Aufruf vom Infocafé „Der Winkel“ zum Gedenken an Belaid Baylal 2014

weitere infos

weiterführende Informationen

Erinnerungsseite für Balaid Baylal

Der Blog „Bad Belzig rechtsaussen“ erinnert an Balaid Baylal und informiert über die rechte Szene in der Region.

Webseite

Der lange Weg des Gedenkens und der Stein

Das Ringen um den Stein, der nicht nur mahnen, sondern auch ermutigen soll.

weiterlesen

Gedenkinitiative an Belaid Baylal

Infocafé "Der Winkel"

Das Infocafé „Der Winkel“ und das „Belziger Forum gegen Rechtsextremismus und Gewalt kümmern sich seit vielen Jahren um das würdige Gedenken an Belaid Baylal, zu dem sich seit 2014  jährlich Menschen zusammenfinden.

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