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Eberswalde

Gedenken für Falko Lüdtke

Einen Tag nach dem tödlichen Angriff halten Freund_innen von Falko Lüdtke eine spontane Sitzblockade am Tatort ab, die von der Polizei mit unverhältnismäßiger Härte beendet wird. In den Folgetagen versammeln sie sich weiter an der Bushaltestelle. „Ein Mord ist für Falkos Freunde nicht von der Hand zu weisen. Er war einer von uns – wir werden ihn nie vergessen“, heißt es auf der Mahnwache. [1] Bis zu 80 Personen nehmen daran teil. Am 3. Juni 2000 findet dann, sehr kurzfristig organisiert, eine antifaschistische Demonstration unter dem Motto „Kein Vergeben – kein Vergessen!“ in Eberswalde statt, an der ca. 500 Personen teilnehmen. Im Anschluss an diese Demonstration werden 24 Personen festgenommen.

Während sich Freund_innen von Falko Lüdtke und Linke für ein Gedenken an Falko Lüdtke einsetzen und die politische Dimension der Tat thematisieren, versuchen Ermittlungsbehörden und Stadtverwaltung, seinen Tod zu entpolitisieren. Sie stellen ihn als Streit unter Jugendlichen dar und verharmlosen den tödlichen Stoß vor das Taxi als Unfall.

Am 7. Juni 2000, seinem 23. Geburtstag, wird Falko Lüdtke beerdigt. Die Polizei gibt dabei ein unrühmliches Bild ab und zeigt massive Präsenz.

Für die Deckung der Beerdigungs- und die anfallenden Anwaltskosten von Falko Lüdtkes Mutter, die im Prozess gegen den Täter als Nebenklägerin auftritt, sammelt das Jugendzentrum „Exil“ Spenden. [2] Das „Exil“ hält auch in den weiteren Jahren die Erinnerung an Falko Lüdtke aufrecht.  In einem längeren Beitrag auf der Website des Jugendzentrums – der die Tat sowie den gesellschaftlichen und politischen Umgang damit beleuchtet – heißt es u.a.: „Für die Mutter von Falko wie für seine Freunde und Bekannten war der Tod ein persönlich extrem schmerzhafter Verlust, für die Szene der Punks und Linken in Eberswalde war Falkos Tod darüber hinaus ein Symbol für ihre Situation: von Rechtsradikalen werden sie angegriffen, weil sie sich wie Falko nicht mit der Existenz einer rechten Szene abfinden, sondern aktiv dagegen vorgehen. […] Die Entwertung der Tat als unpolitische Jugendschlägerei ist damit auch eine Abwertung der Haltung gegen Rechts, wie sie von vielen Punks und Linken vertreten wird.“ [3]

Zum Todestag treffen sich über viele Jahre Freund_innen von Falko Lüdtke und einige weitere Personen an der Bushaltestelle „Spechthausener Straße“, um sich gemeinsam an ihn zu erinnern. Hingegen bekommt Falko Lüdtkes Tod bis heute fast keine Aufmerksamkeit von der breiteren Eberswalder Bevölkerung. Viele Bewohner_innen der Stadt verharmlosen die Tat weiterhin und zweifeln das politische Motiv des extrem rechten Täters an. Auch seitens der Stadt gibt es nach wie vor kein Gedenken an ihn.

Im Club Exil  haben seine Freund_innen eine Gedenkplakette für ihn angebracht.

 


[1] Initiative Kontroverse, 03.06.2000: Presseerklärung 02/00-01
[2] Flugblatt „Falko ist tot!!!“
[3] Beitrag zu Falko Lüdtke auf der Website des Jugendzentrums „Exil“ in Eberswalde

weitere infos

weiterführende Informationen

„Für mich ist es erst abgeschlossen, wenn ich die ganze Wahrheit weiß“

Falko Lüdtke wurde am 31.05.2000 in Eberswalde von einem Neonazi vor ein vorbeifahrendes Taxi gestoßen und verstarb wenige Stunden später. Im Sommer 2015 sprach die Opferperspektive mit Sandra, einer damaligen sehr guten Freundin von Falko Lüdtke über den Schmerz des Verlustes und das Erinnern.

weiterlesen

Tod eines Punks

Antonie Rietzschel, Süddeutsche Zeitung, 29.6.2015

Anlässlich der nachträglichen offiziellen Anerkennung von Falko Lüdtke als Todesopfer rechter Gewalt, geht die Journalistin Antonie Rietzschel in ihrer Reportage auf Spurensuche in Eberswalde und stellt den Forschungsbericht des Moses Mendelssohn Zentrums vor.

zum Artikel

Exil Eberswalde

Der Jugend- und Kulturverein Exil erinnert auf seiner Internetseite an Falko.

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