Brandenburg an der Havel
Gedenken für Sven Beuter
Seit dem Mord an Sven Beuter gibt es jährlich Gedenkveranstaltungen. Die erste findet genau einen Monat nach dem brutalen Angriff auf ihn statt. Am 15. März 1996 versammeln sich rund 100 Personen zu einer unangemeldeten Demonstration in der Innenstadt von Brandenburg an der Havel. Die Demonstration wird jedoch durch einen massiven Polizeieinsatz aufgelöst. [1]
Zum ersten Todestag von Sven Beuter organisiert die Antifa Jugend Brandenburg eine „antifaschistische Demonstration gegen faschistische Strukturen und rechte Gewalt“ in der Havelstadt. [2] Während der Gedenkdemonstration mit circa 350 Teilnehmer_innen gehen Scheiben zu Bruch und mehrere Autos brennen. [3] Als Ursache für die Ausschreitungen benennen die Veranstalter_innen die stetige Provokation durch lokale Neonazis in unmittelbarer Nähe der Veranstaltung. [4]
Auch im Jahr 1998 organisiert die Antifa Jugend Brandenburg anlässlich des Todestages von Sven Beuter eine Gedenkkundgebung im Theaterpark, welcher sich in unmittelbarer Nähe des Tatortes befindet. [5] An der Kranzniederlegung nehmen rund 120 Menschen teil. [6] Vier Brandenburger Neonazis planen einen Angriff auf die Kundgebung – sie verstecken sich auf einem Dach und wollen von dort auf die Teilnehmer_innen schießen. Dies wird jedoch durch die Polizei verhindert, welche nach den Ausschreitungen im Jahr 1997 massiv in der Stadt präsent ist. [7]
Zum 11. Todestag gibt die Stadt Brandenburg an der Havel bekannt, dass sie für Sven Beuter eine Gedenkplatte stiften wird. [8] Darauf stehen sein Name, die Geburts- und Sterbedaten sowie die Worte „Opfer rechter Gewalt“. [9] Die Platte wird am 9. Mai 2007 vor der Havelstraße 13 verlegt – also vor dem Haus, bis zu dem der Täter Sven Beuter zerrte und wo er von den beiden einschreitenden Männern überwältigt wurde.
Seit der Verlegung der Gedenkplatte führen die Partei Die Linke und die Linksjugend [’solid] jährlich Gedenkveranstaltungen durch. Ab 2012 beteiligt sich auch das überregionale Antifaschistische Netzwerk Brandenburg an der Havel – Premnitz – Rathenow an deren Organisation. [10] Die Stadtführung erklärt hingegen 2011 durch den Bürgermeister Steffen Scheller, „dass die Stadt keine Veranlassung mehr für die Durchführung einer solchen Veranstaltung sieht.“ [11]
Beim Gedenkspaziergang für Sven Beuter im Jahr 2015 taucht der Täter persönlich auf, um zu provozieren.
Im Folgejahr wird in der Stadtverordnetenversammlung diskutiert, eine Straße oder einen Platz in Brandenburg an der Havel nach Sven Beuter zu benennen. Die Vorschläge finden jedoch keine Mehrheit.
Während die städtische Politik dem Gedenken an Sven Beuter also schlussendlich weiterhin wenig Raum gibt, halten in erster Linie junge Antifaschist_innen die Erinnerung an ihn wach. Ebenfalls im Jahr 2016 führt die Antifa Jugend Brandenburg eine Gedenkdemonstration für Sven Beuter durch, an der etwa 200 Personen teilnehmen. In den nächsten Jahren gibt es zu Sven Beuters Todestag stets Gedenkkundgebungen – organisiert von der Antifa Jugend Brandenburg und der Linksjugend [’solid]. Etwa 50 Personen kommen zu diesen Veranstaltungen jeweils zusammen.
2021, zum 25. Jahrestag des tödlichen Angriffs auf Sven Beuter, organisiert die Initiative zum Gedenken an Sven Beuter eine Gedenkkundgebung unter dem Titel „Erinnern. Mahnen. Kämpfen.“ mit etwa 150 Teilnehmenden. Eine Demonstration kann aufgrund der Coronapandemie nicht stattfinden. Die Initiative gibt zudem eine Gedenkzeitung heraus. In dieser schreibt sie: „Wir mahnen, die Auswirkungen menschenverachtender Ideologie nicht aus den Augen zu verlieren und stets unsere Stimmen gegen Ausgrenzung, Diskriminierung und Verfolgung zu erheben. Gemeinsam müssen wir den gesellschaftlichen Rechtsruck mit Solidarität und Entschlossenheit stoppen und unsere Vorstellungen von einer offenen, antikapitalistischen und freien Gesellschaft leben und verbreiten.“ [12]