Dahlewitz
Gedenken für Dieter Manzke
Direkt nach Dieter Manzkes Tod gibt es kontroverse Auseinandersetzungen rund um sein Begräbnis. Die Amtsverwaltung Rangsdorf plant aus Kostengründen zuerst eine anonyme Bestattung im weit entfernten Zossen. Gegenüber der Presse äußert der Dahlewitzer Bürgermeister, die Töchter des Verstorbenen würden eine Beisetzung im engsten Familienkreis wünschen. Dies stellt sich jedoch als unrichtig heraus. [1] Gegen den Ausschluss der Öffentlichkeit interveniert in erster Linie die Arbeitsgemeinschaft „Tolerantes Mahlow“. Sie kritisiert die Zurückhaltung der politischen Verantwortlichen in der Region und hält fest: „Statt der Bekundung von Abscheu und Ekel vor dieser Tat und eines eindeutigen Signals der Zurückweisung derartiger barbarischer Gewaltakte, ist offizielle Betroffenheit kaum zu vernehmen.“ [2] Gemeinsam mit der Opferperspektive organisiert die AG eine Spendensammlung für ein würdiges Begräbnis – mehr als 3.000 DM kommen zusammen. [3]
Dem Engagement der Angehörigen und der AG „Tolerantes Mahlow“ ist es zu verdanken, dass Dieter Manzke schließlich im Familiengrab in Dahlewitz beigesetzt wird. [4] In einer Traueranzeige schreiben die drei Töchter und die Aktiven der AG:
Er verstarb durch Gewalteinwirkung:
in unserem Ort ohne Hilfe, unbemerkt,
weil er anders lebte und sein Dasein einige junge Menschen
störte, Täter, die aus unseren Gemeinden stammen.
Mit Trauer und Zorn
Ein breiteres Gedenken seitens der Gemeinde findet nicht statt. „Man hat versucht, die Sache totzuschweigen“, erinnert sich etwa Cordyline Bartz aus der AG „Tolerantes Mahlow“ 15 Jahre später an die Zeit direkt nach der Tat. [5] Lediglich ein kleiner Teil der Zivilgesellschaft setzt sich mit der Tat aktiv auseinander und organisiert neben der Spendensammlung auch eine Infomations- und Diskussionsveranstaltung mit dem Titel „Obdachlose leben lassen“ am 4. Oktober 2001 im neuen Jugendzentrum Blankenfelde.
Kleine Gedenkveranstaltungen von der Gemeinde am Grab Dieter Manzkes gibt es erst später, so insbesondere an seinem 15. und an seinem 20. Todestag. [6] Am 20. Todestag legt u.a. der Bürgermeister von Blankenfelde-Mahlow, Michael Schwuchow, einen Kranz nieder. [7]
Zu diesem Gedenktag im Jahr 2021 organisieren außerdem die Falken Brandenburg eine Gedenkveranstaltung für Herrn Manzke, bei der etwa 20 Antifaschist_innen zusammenkommen. [8] Im Redebeitrag der Falken Brandenburg heißt es u.a.: „Vor Gericht wurden die Täter teilweise bis zu 13 Jahre Gefängnis verurteilt. Heute weilen sie wieder unter uns und können ein ganz normales Leben führen. Dieter Manzke jedoch schied aus dem Leben, als es gerade wieder eine positive Wendung zu nehmen schien. (…) Das, was Dieter Manzke angetan wurde, kann sich jederzeit wiederholen. Sein Schicksal ist kein Einzelfall. Allein in Brandenburg wurden seit 1990 mindestens weitere zehn Menschen Opfer eines sozialdarwinistischen Mordes. Zehn weitere Menschen wurden in Brandenburg ermordet, einzig und allein, weil sie auf der Straße lebten oder alkoholabhängig waren.“
Bis heute gibt es keinen Gedenkort für Dieter Manzke über sein Grab hinaus. So erinnert zum Beispiel am Tatort in der Bahnhofsstraße nichts an den Mord. Insgesamt ist das öffentliche Interesse an der Gewalttat, die Dieter Manzke das Leben kostete, nach wie vor gering.