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Gedenken

TODESOPFER RECHTER GEWALT IN BRANDENBURG

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Die Getöteten waren Söhne und Töchter, Geschwister, Eltern, Freund_innen, Nachbar_innen. Sie hatten ein Leben, Träume und Hoffnungen. Ihre Geschichten sichtbar machen, ihre Namen nennen, um sie dem Vergessen zu entreißen – diesem Gedanken folgt der Hashtag #SayTheirNames, der von den Hinterbliebenen des rechtsterroristischen Attentats in Hanau 2020 initiiert wurde. Das ist ein wichtiger Schritt, um die Opfer als Individuen sichtbar zu machen, sie in den Mittelpunkt zu rücken, nicht die Täter_innen – und damit auch die Logik der Tat, nämlich die Opfer unsichtbar zu machen, zu durchbrechen.

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anfuehrung

„Jedes Todesopfer rechter und rassistischer Gewalt hat eine Anerkennung und Achtung seiner Menschenwürde verdient. Das halte ich für ganz wichtig. Ich hoffe, dass die Menschenwürde der Opfer damit geachtet wird, wenn ein Gedenkort entsteht. Und ich würde mir wünschen, dass viel Menschen motiviert werden, die Möglichkeit zu Gedenken wahrnehmen und vielleicht die Botschaft daraus für sich mitnehmen, dass man – oder frau – als Demokrat oder Demokratin einfach Zivilcourage zeigen muss.“

Heide Dannenberg, Lebensgefährtin von Helmut Sackers
der am 29.04.2000 in Halberstadt von einem Naziskin erstochen wurde.

Übersichtskarte Gedenkorte

Brandenburg Landkarte Gedenkorte

NEURUPPIN

EMIL WENDLAND
ZUM GEDENKEN

TEMPLIN

BERND KÖHLER
ZUM GEDENKEN

POTZLOW

MARINUS SCHÖBERL
ZUM GEDENKEN

EBERSWALDE

AMADEU ANTONIO
ZUM GEDENKEN

FALKO LÜDKE
ZUM GEDENKEN

STRAUSBERG

HANS-GEORG JAKOBSEN
ZUM GEDENKEN

FREDERSDORF

Phan Van Toan
ZUM GEDENKEN

BRANDENBURG A. D. HAVEL

SVEN BEUTER
ZUM GEDENKEN

KLOSTER LEHNIN

ROLF SCHULZE
ZUM GEDENKEN

MAHLOW

NOËL MARTIN
ZUM GEDENKEN

DAHLEWITZ

DIETER MANZKE
ZUM GEDENKEN

BAD BELZIG

BELAID BAYLAL
ZUM GEDENKEN

GUBEN

FARID GUENDOUL
ZUM GEDENKEN

Gestorben, aber nicht vergessen!

Ali Şirin und Gamze Kubaşık auf dem Mehmet-Kubaşık-Platz_Foto/ Bündnis Tag der Solidarität | Kein Schlussstrich Dortmund„Say their names“ beinhaltet auch die Forderung der Hinterbliebenen, die Getöteten nicht in Vergessenheit geraten zu lassen und – endlich – Konsequenzen aus den unzähligen Fällen zu ziehen, in denen Menschen durch rechte und rassistische Gewalt ums Leben kamen. Denn Erinnern bedeutet viel mehr als nur: nicht zu vergessen. Es umfasst auch mehr als bloße Betroffenheitsgesten an Jahrestagen. Erinnern bedeutet, die Getöteten zu würdigen, ihnen ihre Namen zurückzugeben und die Taten anzuklagen. Und Erinnern meint, aus Fehlern zu lernen, um sie nicht zu wiederholen. Aufzuklären und einzugreifen anstatt wegzuschauen und wegzuhören. Eine aktive Erinnerungskultur ist mit dem Heute verbunden und deutet das Vergangene mit Blick auf die Zukunft. Denn würdiges Gedenken ist gleichzeitig eine Mahnung – eine Mahnung, sich mit den Ursachen der Taten, mit Rassismus, Sozialdarwinismus, Antisemitismus und Neonazismus auseinanderzusetzen und ihre mörderischen Auswirkungen sichtbar zu machen und sie zu bekämpfen.

In Brandenburg setzen sich an mehreren Stellen lokale Gedenkinitiativen genau dafür ein. Sie schauen hin, wo andere wegsehen, recherchieren, fordern Aufklärung und Anerkennung, etablieren eine Kultur des Gedenkens – kreativ, empathisch und politisch. Das ist oft nicht einfach, sind doch die meisten Todesopfer rechter Gewalt in Brandenburg aus dem öffentlichen Gedächtnis verschwunden. Nichts erinnert im öffentlichen Raum an sie, keine Gedenktafeln am Tatort, keine Straßennamen, keine Gedenkveranstaltungen. Nach Gesten der Anteilnahme oder feierlichen Ansprachen von politisch und gesellschaftlich Verantwortlichen direkt nach der Tat blieben die Angehörigen und Freund_innen der Getöteten in den meisten Fällen anschließend allein mit ihrem unermesslichen Schmerz, ihrer Ohnmacht, ihrer Wut. In nicht wenigen Fällen begann das öffentliche Vergessen und Verdrängen sogar direkt nach der Tat, insbesondere dann, wenn die Getöteten kein soziales Umfeld hatten, das ein Erinnern einforderte.

Dem Vergessen und Verdrängen etwas entgegenzusetzen ist auch Ziel dieser Webseite. Die folgenden Materialien sollen zu einer Verständigung darüber beitragen, wie ein Erinnern und Gedenken aussehen soll und kann, das den Getöteten gerecht wird – und das dazu beiträgt, das derartige Verbrechen nie mehr geschehen.

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weitere infos

weiterführende Informationen

Es wird geschwiegen bis es wieder passiert

Diskussion zum Gedenken an Todesopfer rechter Gewalt

Im April 2013 trafen sich Dieter aus Bernau, Julia aus Oranienburg, Ronny aus Brandenburg a.d.H.und Jan aus Neuruppin zu einem Gedankenaustausch über ihre Aktivitäten zum Gedenken an Todesopfer rechter Gewalt.

Das Interview führte Gabi Jaschke
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Aufstand der Trauer

ManyPod, den Podcast für die Gesellschaft der Vielen. Folge 8

Gespräch mit Miriam Schickler und Ulf Aminde über historische und aktuelle Formen des Erinnerns von Betroffenen von rassistischer und antisemitischer Gewalt und darüber, dass Aufforderungen wie #saytheirnames der Initiative 19. Februar Hanau und «Reclaim & Remember» von Ibrahim Arslan, nicht nur die Opfer dem Vergessen entreißen, sondern für eine andere Gesellschaft kämpfen, in der solche Taten nicht mehr möglich sind.

zur Website

Von Mölln bis nach Hanau: Erinnern heißt verändern

Newroz Duman, İbrahim Arslan,

Eine würdige Erinnerungskultur muss die Kontinuität rechter Gewalt in den Blick nehmen und Konsequenzen ziehen. Eine Denkschrift über die Praxis des Erinnerns als Mahnung zur Veränderung und über die Erfahrungen der migrantischen Selbstorganisation

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Datenschutz Infos

Möllner Rede im Exil

Die Angehörigen und Überlebenden des rassistischen Brandanschlag 1992 in Möllns setzen sich seit vielen Jahren für ein selbstbestimmtes Gedenken von Betroffenen und Überlebenden ein. Ein Bestandteil dessen ist die „Möllner Rede im Exil“. Sie ist immer eine kritische Bestandsaufnahme zum gesellschaftlichen Rassismus, Neonazismus und Umgang mit Gedenken. Veranstaltung 7.1.2021 im Schauspielhaus Kiel

Warum erinnern?

Zissi Sauermann

Während heute tödliche rechte Gewalt immer wieder zu „tragischen Einzelfällen“ uminterpretiert wird, werden der gesamtgesellschaftliche Rassismus oder die Marginalisierung gesellschaftlicher Minderheiten ausgeblendet. In diesem Spannungsfeld bewegt sich das Gedenken und Erinnern an Todesopfer rechter Gewalt nach 1945 und bis heute.

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„Halle sagt uns nichts, was wir nicht schon vorher hätten wissen müssen.“

Kamil Majchrzak

Auf der Mahnwache vor dem Landgericht in Magdeburg hielt, am zehnten Verhandlungstag im Verfahren gegen den Attentäter von Halle, sprach Kamil Majchrzak vom Vorstand des Internationalen Komitees Buchenwald-Dora und Kommandos (IKBD) über die Nachwirkungen der Gewalterfahrungen in den Familien von NS-Verfolgten, seine eigenen Erlebnisse während der sogenannten Baseballschlägerjahre nach der Wende und teilte seine Einschätzungen zum Halle-Prozess.

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