RONALD MASCH
Im Frühsommer 2002 ist Ronald Masch 29 Jahre alt. Er lebt in Dolgelin, ist Familienvater und arbeitet als Dachdecker. Ansonsten ist uns leider nichts über ihn bekannt.
DIE TAT
Auf dem nächtlichen Heimweg aus einer Diskothek wird Ronald Masch von einer Gruppe rechter Täter zunächst zusammengeschlagen und schließlich brutal erstochen.
Die Nacht zum 1. Juni 2002 verbringt Ronald Masch in der Diskothek „Nightlife“ in Alt-Zeschdorf (Märkisch-Oderland). Gegen 5:30 Uhr sucht er, schon deutlich betrunken, vor der Disko nach einer Mitfahrgelegenheit für die Heimfahrt und spricht auch die spätere Tätergruppe an. Diese Gruppe beschließt, ihn in einem ihrer Autos mitzunehmen und unterwegs auszurauben.
Bereits im Auto ohrfeigt ihn einer der Täter. Anschließend lenkt die Autofahrerin den PKW verabredungsgemäß mehrere hundert Meter in einen abgelegenen Feldweg bei Neu Mahlisch. Zwei Täter zerren Ronald Masch aus dem Auto, zu viert schlagen und treten sie anschließend auf ihn ein. Unter anderem verletzen sie ihn mit einem Axtstiel schwer am Kopf. Ronald Masch fleht die Täter an, ihn am Leben zu lassen, dafür könnten sie sich alles nehmen. [1] Die jungen Männer setzen jedoch die Misshandlungen fort.
Dann nehmen sie Herrn Masch die Geldbörse ab. Als sie das Portemonnaie durchsuchen, kann Ronald Masch fliehen. Beim Wegrennen dreht er sich um und ruft etwas. An den genauen Wortlaut kann sich laut Eigenaussage im späteren Prozess niemand der Angeklagten erinnern – vielleicht ist es etwas wie: „Eure Gesichter habe ich mir gemerkt.“ Einer der Täter äußert daraufhin: „Der darf nicht am Leben bleiben!“ [2], und rennt hinter dem Flüchtenden her. Als er Ronald Masch auf einem Rapsfeld einholt, tötet er ihn durch mehr als 30 Messerstiche. Er wird dabei von einem weiteren Täter angestachelt. [3]
Die anderen warten an den Autos auf die beiden, die Ronald Masch verfolgt haben. Als sie blutverschmiert aus dem Rapsfeld kommen, fährt die Gruppe nach Hause. Auf der Heimfahrt, so spätere Aussagen, prahlt der Haupttäter gegenüber den anderen voller Stolz mit der Tat und äußert, dass es ihm „Spaß“ gemacht hätte, einen Menschen zu töten. An der Spree wäscht er sich das Blut ab und sie verbrennen die blutverschmierte Kleidung. In den Tagen nach der Tat bedrohen er und ein weiterer Tatbeteiligter die Autofahrerin mit dem Tod, falls sie über die Geschehnisse nicht schweigt. [4]
Ronald Maschs toter Körper wird erst sechs Wochen später bei der Rapsernte gefunden. [5]
DAS VERFAHREN
Das Landgericht Frankfurt (Oder) verurteilt die Täter im April 2003 zu hohen Haftstrafen. Die beiden Haupttäter werden wegen Mordes zu lebenslanger Haft bzw. 13 Jahren Haft verurteilt. Drei Mittäter zwischen 19 und 26 Jahren verurteilt das Landgericht wegen Körperverletzung, versuchten schweren Raubes und Nichtanzeigens einer Straftat zu Haftstrafen zwischen fünfeinhalb Jahren und eineinhalb Jahren. Die Autofahrerin wird in einem gesonderten Verfahren wegen Beihilfe zum versuchten Raub verwarnt.
Die Tätergruppe gehört fast komplett zu einer Neonaziclique aus Fürstenwalde und Umgebung. [6] Zwei von ihnen haben auf ihren Händen das Wort „Hass“ tätowiert – das Doppel-S in Runenschrift. Während der Verhandlung müssen sie die NS-Tätowierungen auf den Fingern abkleben. Der Vorsitzende Richter duldet im Gerichtssaal keine NS-Symbole. [7] Die meisten Angeklagten machen im Gerichtsverfahren und in der Haft keinen Hehl aus ihrer extrem rechten Gesinnung. [8] In der Haftzeit haben sie Kontakt zu rechten Mithäftlingen, auch in anderen Gefängnissen. Bei Durchsuchungen der Zellen werden u.a. Zeichnungen von Adolf Hitler und Briefe mit rechten Inhalten gefunden. Einige Täter werden von „Kameraden“ von draußen intensiv betreut. [9]
DAS GEDENKEN
Ein öffentliches Gedenken an Herrn Masch hat bislang nicht stattgefunden.